Ein Held aus Madrid 11FREUNDE

October 2024 · 2 minute read

Wer Glück hatte, konnte Fran­cisco Gento fast bis zum Schluss an seinem Sta­dion sehen. Nicht nur bei den Spielen im Ber­nabeu, die der Ehren­prä­si­dent von Real Madrid auch im hohen Alter besuchte. Son­dern auch bei den täg­li­chen Runden mit seinem Hund, denn Gento wohnte in unmit­tel­barer Nähe jenes Ortes, an dem er früher die Massen begeis­tert hatte. Der Mann, der einst aus dem hohen Norden, aus Kan­tabrien, nach Madrid kam, war am Ende seines Lebens längst mit dem Verein aus der spa­ni­schen Haupt­stadt ver­wachsen.

Es war eine Bezie­hung, von der beide Seiten im Über­fluss pro­fi­tierten. Das noble Real Madrid schenkte Gento, der in den Jahren der auf­kom­menden Franco-Dik­tatur als Sohn eines bit­ter­armen Last­wa­gen­fah­rers geboren wurde, ein Leben jen­seits der kargen Aus­sichten, die seine Her­kunft ver­sprach. Und der blitz­schnelle Flü­gel­stürmer zahlte zurück, ganze acht­zehn Jahre lang, von 1953 bis 1971. Sagen­hafte sechs Mal gewann er in dieser Zeit allein den Euro­pa­pokal der Lan­des­meister, die ersten fünf Male von 1956 bis 1960 mit dem berühmten Weißen Bal­lett um Puskas und Di Ste­fano. Doch Gento war der Ein­zige aus diesem Wun­der­team, der auch noch 1966 dabei war, als ein rund­erneu­ertes, fast nur aus Spa­niern bestehendes Real Madrid den Hen­kel­pokal noch einmal gewann. Fran­cisco Gento, den sie Paco“ nannten, ist des­halb der Fuß­baller, der diesen Wett­be­werb öfter als jeder andere gewonnen hat.

Schneller als alle anderen

Das war anfangs nicht abzu­sehen. Als Gento zu Real Madrid kam, war er 19 Jahre alt und hatte gerade mal zehn Spiele für Racing San­tander absol­viert. In Madrid sahen sie sein Talent, aller­dings auch seine Defi­zite. Der Links­außen mit den mus­kel­be­packten Ober­schen­keln war schneller als alle anderen, jedoch tak­tisch unbe­darft und mit aus­bau­fä­higen tech­ni­schen Fähig­keiten gesegnet. Manchmal legte er sich den Ball ein­fach vor, sprin­tete hin­terher und merkte erst beim Auf­prall am Zaun hinter der Tor­aus­linie, dass die Flanke früher hätte kommen müssen. Ein Fein­geist wie Alfredo Di Ste­fano war davon genervt und brüllte Stop! Langsam!“, denn bei Gentos Geschwin­dig­keit kam der Rest der Mann­schaft oft­mals nicht hin­terher. Ande­rer­seits war es der berühmte Argen­ti­nier, der ver­hin­derte, dass Sant­iago Ber­nabeu den Roh­dia­manten nach einem Jahr wieder nach Hause schickte. Er ist schnell und hat einen Bom­ben­schuss“, soll er zum Prä­si­denten gesagt haben. Der Rest bringen wir ihm schon bei.“ Und so war es.

Obwohl Fran­cisco Gento auch 43 Mal für das spa­ni­sche Natio­nal­team spielte, ver­lief seine Län­der­spiel­kar­riere nicht annä­hernd so erfolg­reich wie die Klub­lauf­bahn. Er war und blieb ein Held aus Madrid. Und dort starb Gento am 18. Januar 2022 im Alter von 88 Jahren.

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