„ZSKA Sofia gegen Levski Sofia ist das Schönste, das der bulgarische Sport zu bieten hat”, behauptete ZSKAs serbischer Trainer Miloš Kruščić unmittelbar vor dem Spielbeginn zum 151. Derby der beiden bulgarischen Traditionsvereine. Das sportliche Geschehen auf dem Rasen des Sofioter Nationalstadions Vasil Levski am vergangenen Sonnabend bestätigte Kruščićs Aussage nicht. Die einzig zählbaren Ergebnisse des planlos ruppigen Gekickes ohne Tore waren eine gebrochene Nase, eine ausgekugelte Schulter sowie drei gelbe und zwei rote Karten.
Zu dem ereignislosen Verlauf der Partie beigetragen hat möglicherweise die taktische Entscheidung von Levski-Trainer Petar Chubtschew, sein Team ohne gelernten Stürmer in die Schlacht zu schicken. Dabei wäre ein Sieg für Levski über seinen erbittertsten Widersacher ZSKA so wichtig gewesen wie selten zuvor in den vergangenen gut sieben Jahrzehnten seit der Geburtsstunde des „Ehernen Derbys“. Der 1914 gegründete Verein Levski Sofia befindet sich in einer existenzbedrohenden Situation, nachdem sein Eigentümer Vasil Boschkov zu so etwas wie dem Staatsfeind Nr. 1 erklärt worden ist. Trainer Chubtschwev und seiner Elf blieb nach Spielende nichts übrig, als vor dem Block der Levski-Fans niederzuknien und ihnen demütig für die fanatische Unterstützung von der ersten bis zur letzten Minute zu danken. „Levski wird auch in der 5. Liga 20.000 Leute im Stadion haben“, kommentierte Petar Chubtschev, der in den 90er Jahren für den HSV und Eintracht Frankfurt spiele, nach dem Spiel.
Der Schädel und seine rote Vergangenheit
Erst im März 2019 hat Vasil Boschkov, den die Bulgaren „Tscherepa“, den Schädel, nennen, Levski Sofia übernommen. Im Verlauf der drei Jahrzehnte seit dem Sturz des kommunistischen Regimes hat er vor allem mit Glücksspielunternehmen ein Milliardenvermögen erworben und damit den Status des Reichsten der Bulgaren. Bereits 1999 konnte er sich Bulgariens Rekordmeister ZSKA als Eigentum leisten. Er ermöglichte den „Rotarmisten” bis zum Jahre 2006 ihre letzte Erfolgsperiode, bevor er sie an einen indischen Stahlmagnaten verkaufte.
Boschkovs „rote Vergangenheit” musste naturgemäß bei vielen Fans der Blauen von Levski auf Vorbehalte stoßen. Andererseits war für sie die Aussicht verlockend, mit Boschkovs finanziellen Möglichkeiten die langersehnte Rückkehr in die Erfolgsspur zu finden. Seit nunmehr acht Jahren ist der von dem Unternehmer Kiril Domustchiev nach der Art Hoffenheims aufgepäppelte Provinzklub FK Ludogorets auf den nationalen Meistertitel und Achtungserfolge in Europa abonniert. Nach der Punkteteilung vom vergangenen Samstag rangiert Levski nun mit sieben Punkten Rückstand hinter Tabellenführer Ludogorets auf dem zweiten Platz. ZSKA liegt hinter Lokomotive Plovdiv auf Rang vier.
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